ALEX BEYRODT, 06.04.2022

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ALEX BEYRODT (Rock Meets Classic, Primal Fear, Sinner, Silent Force) zählt zu den renommiertesten deutschen Rock- und Metal-Gitarristen. Der seit geraumer Zeit im nahen Frankreich lebende Saitenartist ist seit nunmehr 34 Jahren als Profimusiker aktiv, hat mehr als 1.000 Konzerte in 25 Ländern absolviert und neben zahlreichen Gastbeiträgen auf 33 Alben als festes Bandmitglied gespielt. Am 1. April veröffentlichte er nun sein erstes Instrumental-Album 'Weekend Warrior'. Grund genug für unseren Pit - der Alex schon seit seligen Silent Force-Zeiten kennt - kurz beim Meister-Gitarrero durchzuklingeln...

Schweres-Metall (SM): Servus Alex, was war der Zündfunke zur Aufnahme deines ersten Instrumental-Albums nach mittlerweile 34 Jahren im Music-Business?
Alex: Servus Pit, erst 34 Jahre? (lacht).
Alle großen Gitarristen unserer Zeit, sei es nun ein Jeff Beck, Joe Satriani, Steve Vai oder Paul Gilbert haben irgendwann mal Instrumental-Alben veröffentlicht. Du musst dir das folgendermaßen vorstellen: Ich muss ja die Stimme durch meine Gitarre ersetzen und versuchen den Zuhörer damit auch einzufangen, ein Gefühl zu transportieren, Spannung zu erzeugen. Und dass nicht nur in einem Solo, sondern in einem 5- oder 6-Minuten Song. Es darf den Leuten nicht langweilig werden, ich will ja auch Gänsehaut erzeugen. Und das ist ein Mount Everest, sozusagen die Königsklasse des Rock-Gitarre-Spielens!
Ich hab ja schon immer solche Instrumentals gemacht, sei es bei Voodoo Circle oder bei Silent Force, aber so´n ganzes Album, war tatsächlich wie den Mount Everest zu besteigen für mich. Mir hatte auch so´n bisschen der Ansporn gefehlt, aber jetzt in dieser ganzen Corona-Zeit - so war diese wenigstens für irgendetwas gut - hatte ich dann natürlich auch mehr Zeit. Und Shirin, meine Frau, hat mich dann auch quasi mit der Nase drauf gestoßen und gesagt "Mach dass doch jetzt, das ist doch genau der richtige Moment!" Dann hab ich mich hingesetzt und einfach gemacht! Es ist wie mit allem im Leben... Einfach machen, dann hast du die Magie des ersten Mals!
Auf dem Album gibt es ganz neue Seiten von mir, die man so vielleicht noch nicht kannte, die ich auch selbst noch nicht kannte.
Ich bin wirklich überaus stolz auf das Album und sehr froh dass ich das gemacht habe!
Es wird definitiv ein zweites geben, ich bin schon wieder am Songschreiben.

SM: Definitiv ein zweites? Das hätte ich jetzt nicht erwartet...
Alex: ... Ja, ich bin immer für eine Überraschung gut!

SM: Alex, mir ist folgendes aufgefallen: Der zweite Song "Fly Away" erinnert mich doch stark an "Desert Song" vom MSG-Album 'Assault Attack' (1982). Ist dies Absicht oder Zufall?
Alex: Das soll er ja auch! Aber wenn du genau hinhörst ist es insgesamt komplett anders. "Fly Away" erzeugt die gleiche Stimmung, aber es ist ein komplett anderer Song. Der Song soll die Atmosphäre von "Desert Song" einfangen und ist quasi ein "Augenzwinkern" an die Flying V - die legendäre Gitarre die Michael Schenker schon sein ganzes Leben lang spielt. Deswegen hat der Song auch besagten Titel und ich versuche das auch gar nicht zu verstecken. Ich hab auch meinen ganzen Helden und Idolen auf diesem Album Tribute gezollt. Und zwar mit voller Absicht!

SM: Kurzer Themawechsel. Ich habe vor kurzem gelesen, dass du Anfang der 1990er Jahre einige Zeit in Los Angeles verbracht hast. Ist das korrekt? Falls ja, was war der Grund für deinen L.A.-Aufenthalt?
Alex: Das ist korrekt. Anfang der 1990er Jahre flog ich für einige Zeit zu Paul Shortino (Ex-Sänger v. Quiet Riot, Rough Cutt) nach Los Angeles. Das wurde damals von Warner Chapel Deutschland finanziert. Grund dafür war das Paul seine eigenen Band Shortino an den Start bringen wollte und wir zusammen Songs komponierten und probten. Da kamen dann auch mal Leute wie Peter Criss (Kiss), die Musiker von Kingdom Come und einige andere vorbei...
Ich wohnte damals bei Pauls Mutter, das war megacool, die hatte acht Kinder und sang immer in der Küche beim Geschirrspülen und sie klang dabei genau wie Paul (lacht). Während dessen saß ich im Wohnhimmer und guckte TV.
Letztendlich flogen wir zurück nach Deutschland um im Studio von Frank Farian das Album aufzunehmen, doch wegen des Managements und geschäftlicher Dinge war ich unzufrieden und zog die Reißleine. Das heißt das Album erschien ohne mein Mitwirken, und ich ging zurück zu Sinner, was sich im Nachhinein als absolut richtig herausstellte...

SM: ... Hochinteressant, das wissen ja auch nicht viele deiner Fans...
Alex: Ne, und da gibt´s noch viel mehr...

SM: ... Alex, du musst demnächt unbedingt ein Buch schreiben...
Alex: ... Ja, das machen wir ja auch grade... Thomas Zimmer - der Schreiber vom ROCKS - erstellt momentan ein Konzept für mein Buch. Wir treffen uns demnächst, dann geht´s los und es wird meine erste Biografie geschrieben...

SM: ... Das hätte ich jetzt nicht erwartet, da hat sich mein Anruf doch schon wieder gelohnt. Ist denn schon ein Veröffentlichungstermin anvisiert?
Alex: Ne, noch nicht. Das kann schon einige Jahre dauern.

SM: Alex, ich bedanke mich für das kurze aber schöne Gespräch!
Es war klasse mal wieder miteinander zu qautschen.
Alex: Das fand ich auch, alles klar mein Lieber, bis dann!

Interview: Pit Schneider, April 2022
Photocredits/Presse-Fotos: Heiko Roith