HANS MUSIKANT (Deutschrock)

10.08.2017
Pirmasens, "KunstGenuss"

Bandlink:
hansmusikant.de

HANS MUSIKANT nennt sich ein Deutschrock-Trio, dessen Mitglieder aus Saarbrücken und Püttlingen kommen. Am vergangenen Donnerstagabend gab die Band ihr Debüt-Konzert im Pirmasenser Kreativ-Café "KunstGenuss". Leider vor sehr wenigen Zuschauern, was der Qualität der Musiker sowie der kurzweiligen, knackigen und eingängigen Songs in keiner Weise gerecht wurde.

Wie sich im kurzen Gespräch mit den sehr sympathischen Musikern vor dem Konzert heraus stellte, hatte „Hans Musikant“ auch vier neue Lieder im Gepäck, welche somit ihre Live-Premiere feierten. Benannt hat sich die Ende 2015 gegründete Truppe nach ihrem Sänger und Gitarristen, der tatsächlich so heißt. Man spielte fünfzehn Eigenkompositionen inklusive einer Zugabe in der legendären Dreierbesetzung. So wie einst The Jimi Hendrix Experience, Cream oder noch heute ZZ Top. In einer solchen Konstellation kann sich wahrlich kein Instrumentalist verstecken, sondern er muss schon einiges draufhaben. Das wissen auch „Hans Musikant“ und gaben sich keinerlei Blöse. Spätestens ab Song zwei, dem intensiven "Tumore", mit seinem aggressiven Gitarrenriffing wurde der Handvoll Zuhörer glasklar dass hier eine Formation musiziert, deren Musiker unüberhörbar eine jahrzehntelange Erfahrung vorweisen können und auch etliches an Talent mitbringen.
"Tumore rumoren in mir, ob ich wohl mein Leben verlier. Tumore verschworen in mir, weil ich sie bekämpf wie ein Stier …" lauten zwei erschreckend ehrliche und aufrüttelnde Textzeilen des Lieds, welche die Wut von Musikant über seine damalige Erkrankung verdeutlichen sollen. Dies gelang auf imponierende Art und Weise. Doch die Band ist keineswegs melancholisch oder depressiv angehaucht drauf, nein. Frontmann Hans war stets gut gelaunt, unterhielt sich zwischen den Songs mit den Konzertbesuchern und lebte seine Lieder auf der Bühne richtiggehend aus. In seinen beiden Bandkollegen hat Musikant offensichtlich kongeniale musikalische Partner gefunden: Alex Barbian spielte eine wunderbar melodiöse sowie exakte Bassgitarre und servierte bei "Keine Angst" gar ein kleines Solo. Schlagzeuger Thomas Trittelvitz, der auch einige Backgroundgesänge übernahm, trommelte ebenso groovig wie exakt und zusammen klingt die Formation richtig tight, wie der Mucker sagt. Eben wie eine zusammengeschweißte Einheit. Nicht nur beim sehr rockigen "Sommer" erinnerte die stimmliche Phrasierung von Musikant sehr stark an den leider schon verstorbenen höchst erfolgreichen Genre-Kollegen Rio Reiser (Ton Steine Scherben). Der kultige Deutschrocker sang in seinen besten Zeiten ebenso frech und anklagend. Doch das Songmaterial des Trios birgt auch eine gewisse Punkrock-Attitüde der Marke Die Toten Hosen in sich. Zumal sich die Länge der Lieder zwischen knackigen zwei bis drei Minuten bewegten. Also kurz, prägnant und melodisch auf den Punkt gebracht.
Einer der Höhepunkte des kurzweiligen, spielfreudigen und viel Laune machenden Auftritts war beispielsweise das sehr abwechslungsreiche brandneue Stück "Nehmen". Dieses begann mit recht heftiger Instrumentierung, driftete dann in den gemächlichen Midtempo-Bereich ab, nahm letztendlich doch wieder mächtig an Fahrt auf und überzeugte letztendlich mit intensivem Gesang und eingängigem Refrain. Ebenso muss "Garten Eden" zu den eindrucksvollsten Songs von HANS MUSIKANT gezählt werden. Auch hier singt der Frontmann über seine Krebserkrankung, das heißt mit eindringlichen Worten verdeutlicht er seinen Kampf und das damit einhergehende achten auf die Kleinigkeiten des Lebens, das so manchem Gesunden absolut abgeht. Auch das fluffige und lockere "Wonderland" und der an einstige Neue Deutsche Welle-Bands wie Hubert Kah oder Ideal angelehnte Abgehrocker "Tanzen" sollte erwähnt werden.
Mit "Mondfahrer" und dem darin enthaltenen Sinnieren über die Phrase "wenn das Wörtchen wenn nicht wär´", endete ein beeindruckendes Konzert, das aufgrund der geringen Zuschauerresonanz leider den unfreiwilligen Charakter einer öffentlichen Bandprobe aufwies.

Bericht & Photos: Pit Schneider