SAGA

22.06.2013
Pirmasens, Rheinland-Pfalz-Tag, "Exerzierplatz"

Band-Link:
http://sagaontour.moonfruit.com/

Im Rahmen der "SWR1 Rockarena" auf dem Pirmasenser Exerzierplatz zeigte die kanadische Rockband SAGA am Samstagabend ihre Klasse. Die Gruppe um den charismatischen Frontmann/Sänger Michael Sadler präsentierte ab 21 Uhr ein bunt gemischtes Programm aus Klassikern und Songs neueren Datums.

Der Ausstieg des Ausnahmesängers Michael Sadler von Ende 2007 bis Januar 2011 markiert die einzig ernst zu nehmende Krise in der ansonsten sehr erfolgreichen Historie der Band aus Toronto. 'The Human Condition' von 2009, das Album welches mit Ersatzsänger Rob Moratti (ex-Final Frontier) aufgenommen wurde, hatte damals vor allem bei den eingefleischten Fans einen sehr schweren Stand. Zu besonders ist die Stimme, zu einzigartig die Bühnenpräsenz von Sadler. Doch mittlerweile ist der Original-Frontmann seit gut zweieinhalb Jahren zurück und der Erfolg stellte sich umgehend wieder ein, sprich das Ende Juni 2012 veröffentlichte aktuelle Album '20/20' erklomm sogleich Platz 13 der deutschen Charts.

Für das Konzert beim Rheinland-Pfalz-Tag ließ sich SAGA nicht lumpen und kredenzte den ca. 3.000 Fans auf dem sehr gut gefüllten "Exerzierplatz" ein ausgewogenes Programm. Das Grundgerüst bildeten hierbei erfreulicherweise Songs von den ersten vier Longplayern, welche gut zwei Drittel der Setlist ausmachten. Mit "Anywhere You Go" vom aktuellen Werk legte die Band los, gefolgt vom poppigen, keyboardlastigen "How Long", das schon über 30 Jahre auf dem Buckel aber rein gar nichts von seiner Faszination verloren hat.
Sound- und Lichttechnisch hatte der Südwestrundfunk mit seiner großen Bühne nicht gekleckert, sondern geklotzt. Der Klang war exzellent, die Lightshow gut und die Lichtspiele, welche als Bühnenhintergrund dienten, ausgewogen und akzentuiert eingesetzt. Zudem warenlinks und rechts direkt neben der Bühne zwei riesige Videoleinwände integriert, auf denen auch die weiter hinten stehenden Musikfreunde jede Bewegung der Musiker sehen konnten. Bei "You´re Not Alone" teilte Sadler den "Exe" in zwei Hälften und animierte die Fans zum Mitsingen des Refrains. Während "The Cross" vom 1995er Konzeptalbum 'Generation 13' konnte sich dann auch Drummer Mike Thorne so richtig austoben und der superbe Gitarrist Ian Crichton brillierte wie während des gesamten Konzerts mit nahezu perfektem Spiel. Einmal mehr wurde deutlich, dass die Songs von 'Worlds Apart' (1981), dem wohl bis dato gelungensten Saga-Album, mit am besten beim Publikum ankamen, denn hier ist die Symbiose von Anspruch und Eingängigkeit nahezu perfekt. "Time´s Up", "Wind Him Up" und insbesondere das fantastische "On The Loose" gehören also de facto in die "Hall Of Fame" der melodisch/progressiv angehauchten Rockmusik. Bei erstgenanntem Song brachte Sadler eine besonders gefühlvolle Interpretation auf die Bühne.
Generell muss erwähnt werden dass er noch immer so gut bei Stimme ist wie zu Beginn der Bandkarriere, was schon erstaunt. Bei einigen Liedern schnallte er sich die Bassgitarre um, bei anderen spielte er Keyboard, doch großteils widmete er sich dem Gesang. Der Mann ist ein wahres Multitalent. Die etwa in der Mitte des Auftritts einsetzenden kurzen Regenschauer bewogen den symphatischen Sänger, der seine Ansagen in gutem deutsch machte, bzw. während er am vorderen Rand der T-förmigen Bühne stand zur Aussage "das ist doch nur Wasser …".

Die einzigen Kritikpunkte bei Saga stellen die phasenweise dann doch mitunter minutenlangen, bzw. zu ausschweifenden Keyboard-/Gitarrensoli sowie Instrumentalpassagen dar. Hier ist dann deutlich zu hören, dass Bands wie Emerson, Lake & Palmer, Yes oderganz alte Genesis (Peter Gabriel-Phase) einst ihre Einflüsse hinterlassen haben. Auch der Fakt, dass zwei Keyboarder auf der Bühne standen und sich Sadler wie schon erwähnt bei manchen Songs auch noch hinter ein drittes(!) Keyboard stellte, ist dann wohl etwas übertrieben. Doch dies ist jetzt Meckern auf sehr hohem Niveau, denn insgesamt wurde Saga ihrem legendären Ruf als eine der besten Genre-Bands absolut gerecht und die sehr zahlreich erschienenen Musikfreunde dankten es mit großem Applaus und waren trotz der erwähnten Regenschauer vom Konzert sichtlich angetan.

Bericht & Photos: Pit Schneider